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arbeiten trotz krankschreibung

Arbeiten trotz Krankschreibung

Was du wissen musst, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein
  • 1.
    Arbeiten trotz Krankschreibung: Was sagt das Gesetz?
  • 2.
    Was bedeutet Krankschreibung für Arbeitnehmende?
  • 3.
    Wer trägt die Verantwortung, wenn Mitarbeitende trotz Krankschreibung arbeiten?
  • 4.
    Sind Mitarbeitende trotz Krankschreibung versichert?
  • 5.
    Wer muss einen frühzeitigen Arbeitsbeginn bei der Krankenkasse melden?
  • 6.
    Arbeiten trotz Krankschreibung: Praktische Tipps für Arbeitgebende
  • 7.
    Warum wollen Mitarbeitende trotz Krankschreibungen zurück zur Arbeit?
  • 8.
    Wie wirkt sich die Krankheit auf die Arbeit aus?
  • 9.
    Pflichten der Arbeitnehmer:innen
Dürfen deine Mitarbeitenden trotz Krankschreibung arbeiten? Die kurze Antwort lautet ja. Allerdings gibt es einige Aspekte, die Arbeitnehmende und Arbeitgebende beachten sollten, sobald eine Arbeitsunfähigkeit frühzeitig beendet wird.
In manchen Fällen kann es für Arbeitgebende sogar sinnvoll sein, eine Gesundschreibung einzufordern, wenn Mitarbeitende ihre Arbeitsunfähigkeit vor dem offiziellen Enddatum beenden möchten. Wann eine ärztliche Bestätigung der Arbeitsfähigkeit empfehlenswert ist und welche Faktoren beim Thema Arbeiten trotz Krankschreibung eine Rolle spielen, erfährst du im folgenden Artikel.

Arbeiten trotz Krankschreibung: Was sagt das Gesetz?

Welche Regeln gelten, sobald Arbeitnehmende aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, ihrer Arbeit nachzugehen, ist im §5 des Entgeltfortzahlungsgesetzes1 festgeschrieben. Das Gesetz sagt:
  • dass dich deine Mitarbeitenden sofort informieren müssen, wenn sie arbeitsunfähig sind. Diese Krankmeldung muss am ersten Tag erfolgen. Deine Mitarbeitenden dürfen dir eine Arbeitsunfähigkeit – aus welchen Gründen auch immer – also nicht verheimlichen.
  • dass deine Mitarbeitenden eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU), also eine offizielle Krankschreibung durch den Arzt, vorlegen müssen, wenn sie mehr als drei Tage ausfallen.
  • dass in der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung stehen muss, wie lange der:die Mitarbeiter:in voraussichtlich ausfällt. Die Diagnose darf in der AU nicht stehen. Die muss dir dein:e Mitarbeiter:in auch nicht sagen.
  • dass Mitarbeitende eine neue ärztliche Bescheinigung bringen müssen, wenn die Arbeitsunfähigkeit länger dauert, als in der ersten AU angegeben.
Was das Gesetz nicht dezidiert verbietet, ist, dass Mitarbeitende trotz AU arbeiten gehen. Die Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit ist also kein Arbeitsverbot. Die AU liefert lediglich eine Prognose über die Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Ist der:die betroffene Mitarbeiter:in früher wieder fit, spricht rein rechtlich nichts dagegen, trotz gültiger AU arbeiten zu gehen.

Was bedeutet Krankschreibung für Arbeitnehmende?

Eine Krankschreibung ist eine ärztliche Bescheinigung, die bestätigt, dass ein:e Arbeitnehmer:in aufgrund einer Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage ist, seine:ihre Arbeit zu verrichten. Diese Bescheinigung stellt jedoch kein Arbeitsverbot dar. Vielmehr handelt es sich um eine Prognose des Arztes über den weiteren Verlauf der Krankheit. Das bedeutet, dass Arbeitnehmende trotz Krankschreibung arbeiten können, wenn sie sich wieder gesund und arbeitsfähig fühlen. Wichtig ist, dass die Entscheidung, früher zur Arbeit zurückzukehren, aus eigenem Antrieb erfolgt und nicht durch äußeren Druck beeinflusst wird.

Kann man trotz Krankschreibung arbeiten gehen?

Ja, Arbeitnehmende können trotz Krankschreibung arbeiten gehen, wenn sie sich wieder gesund und arbeitsfähig fühlen. Es gibt keine gesetzliche Regelung, die das Arbeiten trotz Krankmeldung verbietet. Allerdings sollten Arbeitnehmende ihre Genesung nicht gefährden und sicherstellen, dass sie ihre Arbeitsunfähigkeit nicht verheimlichen. Es ist ratsam, den behandelnden Arzt oder Ärztin zu informieren, damit die Krankmeldung entsprechend angepasst werden kann. So bleibt die Kommunikation transparent und Missverständnisse werden vermieden.

Wer trägt die Verantwortung, wenn Mitarbeitende trotz Krankschreibung arbeiten?

Wichtig bei der Arbeitsaufnahme trotz Krankschreibung ist, dass Arbeitnehmende ihre Arbeit aus eigenen Stücken wieder aufnehmen. Sie müssen ihren Krankenstand also freiwillig früher beenden. Du als Arbeitgeber:in darfst sie nicht dazu zwingen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Mitarbeitende ihre Genesung nicht gefährden dürfen, indem sie vorzeitig zur Arbeit zurückkehren, da dies ihren Krankheitszustand verschlechtern könnte.
Sobald Mitarbeitende vor Ende der AU wieder zur Arbeit kommen, solltest du bedenken, dass du als Arbeitgeber:in eine Fürsorgepflicht gegenüber deinen Mitarbeitenden hast. Das bedeutet, dass du die Gesundheit deiner Mitarbeitenden bestmöglich schützen musst. Kommt nun jemand freiwillig wieder zur Arbeit, obwohl er:sie noch gar nicht arbeitsfähig ist, könnte das unter Umständen andere gefährden.
Ein Beispiel: Martin zählt in seinem Unternehmen zu den Mitarbeitenden mit der meisten Erfahrung. Er hat kaum Fehltage und legt großen Wert auf Verlässlichkeit. Als er eines Tages mit Grippesymptomen aufwacht, bleibt ihm nichts anderes übrig, als im Bett zu bleiben. Widerwillig fordert er beim Arzt eine Krankschreibung an. Sobald das Fieber gesunken ist, nimmt Martin ein Grippe-Medikament und geht kurz darauf wieder zur Arbeit. Martins Chef merkt, dass Martin noch nicht ganz fit ist, und fragt nach. Martin erzählt ihm, dass er ein starkes Medikament genommen hat, um arbeiten zu können. Sein Chef ist froh, dass er da ist, und schickt ihn nicht nach Hause. Zwei Wochen später ist das halbe Team krank. Martins Chef ist seiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen und hat nicht nur in Kauf genommen, dass Martin seine Gesundheit gefährdet, sondern auch, dass die Gesundheit aller anderen gefährdet wurde. Von Gesetzes wegen hätten die ebenfalls erkrankten Kolleg:innen, die sich bei Martin angesteckt haben, sogar Anspruch auf Schadenersatz.
Was hätte Martins Chef tun müssen? Er hätte Martin nach Hause schicken müssen, damit er sich vollständig auskuriert. Hätte sich Martin geweigert, müsste sein Chef verlangen, dass er ein ärztliches Attest bringt, das seine Arbeitsfähigkeit bestätigt. Das kann der Betriebsarzt oder Martins Arzt ausstellen, wobei Martins Chef in jedem Fall die Kosten für das Attest übernehmen müsste.

Sind Mitarbeitende trotz Krankschreibung versichert?

Ja. Der Versicherungsschutz bleibt trotz Krankschreibung aufrecht. Das heißt, dass Mitarbeitende, die arbeiten trotz Krankschreibung sowohl am Arbeitsweg als auch am Arbeitsplatz umfassend versichert sind. Die Versicherung deiner Mitarbeitenden ist in § 5 des fünften Sozialgesetzbuches² und in § 2 und § 8 des siebten Sozialgesetzbuches³ geregelt.

Wer muss einen frühzeitigen Arbeitsbeginn bei der Krankenkasse melden?

Wenn Mitarbeitende trotz Krankschreibung arbeiten gehen, weil sie sich wieder fit fühlen, sollten sie das ihrem Arzt oder ihrer Ärztin melden, damit die Praxis das Enddatum der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) korrigieren kann. Über die so korrigierte eAU erfährt die Krankenversicherung automatisch, dass der Krankenstand frühzeitig beendet wurde. Sobald du als Arbeitgeber:in die eAU dann abfragst, sollte diese mit dem korrekten Beginn- und Enddatum vorliegen.

TIPP

Gehe als Arbeitgeber:in auf Nummer sicher und melde die frühzeitige Rückkehr eines oder einer Erkrankten immer auch der Krankenkasse. So vermeidest du fehlerhafte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder andere Unklarheiten zu einem späteren Zeitpunkt.

Arbeiten trotz Krankschreibung: Praktische Tipps für Arbeitgebende

Wenn Mitarbeitende trotz Krankschreibung zurück zur Arbeit kommen, solltest du ein paar Punkte beachten, damit im Nachhinein niemand behaupten kann, dass du deiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen bist.
Risiko abwägen Ist der:die Mitarbeiter:in in der Lage, die Aufgaben auszuführen, ohne dabei die eigene Genesung oder die Gesundheit und Sicherheit anderer zu gefährden? Welche Tätigkeiten sind eventuell (noch) nicht zumutbar? Könnte die Arbeit im Homeoffice eine gute Alternative sein, um zum Beispiel das Ansteckungsrisiko zu minimieren?
Entscheidungen festhalten Was spricht für das Arbeiten trotz Krankschreibung? Was dagegen? Notiere alle wichtigen Faktoren in der Personalakte und dokumentiere so die Gründe für deine Entscheidungen.
Mit den Betroffenen sprechen Im Zweifelsfall kannst du nicht nur das Gespräch mit dem oder der Erkrankten suchen, sondern auch mit dem betroffenen Team. Fühlen sich die anderen sicher? Wie schätzen sie Risiken wie Ansteckung oder Arbeitsunfälle, zum Beispiel durch eine eingeschränkte Mobilität, ein?
Ein Beispiel: Eine Lokführerin bricht sich den Arm und kommt mit Gips zur Arbeit. Sie weiß, dass Personalmangel herrscht, und hätte ein schlechtes Gewissen, wenn sie ausfällt. Sie meint, die Knöpfe und Schalter dennoch problemlos bedienen zu können. Angesichts deiner Fürsorgepflicht als Verkehrsbetrieb und Arbeitgeber:in – sowohl gegenüber deinen Mitarbeitenden als auch den Reisenden – solltest du der Lokführerin nicht erlauben, mit Gips zu arbeiten. Das Risiko, dass du im Fall eines Unglücks zur Rechenschaft gezogen wirst, ist groß.

Warum wollen Mitarbeitende trotz Krankschreibungen zurück zur Arbeit?

Mitarbeitende wollen oft trotz Krankschreibungen zurück zur Arbeit, weil sie sich wieder gesund und arbeitsfähig fühlen oder weil sie ihre Arbeit nicht länger unterbrechen möchten. Es kann auch sein, dass sie sich Sorgen um ihre Arbeit oder ihre Kollegen machen und daher früher zurückkehren möchten. In manchen Fällen spielt auch ein starkes Pflichtbewusstsein eine Rolle. Es ist jedoch wichtig, dass Mitarbeitende ihre Gesundheit nicht aufs Spiel setzen und die Entscheidung, früher zur Arbeit zurückzukehren, gut abwägen.

Wie wirkt sich die Krankheit auf die Arbeit aus?

Eine Krankheit kann die Leistungsfähigkeit eines Arbeitnehmers erheblich beeinträchtigen. Dies kann sich negativ auf die Qualität der Arbeit und die Produktivität auswirken. Zudem besteht die Gefahr, dass sich Kollegen anstecken, insbesondere bei ansteckenden Krankheiten. Daher sollten Arbeitnehmer ihre Genesung nicht gefährden und ihre Arbeitsunfähigkeit nicht verheimlichen. Eine vollständige Genesung ist nicht nur im Interesse des Arbeitnehmers, sondern auch im Interesse des gesamten Teams und Unternehmens.

Pflichten der Arbeitnehmer:innen

Formalien einhalten

Arbeitnehmende haben die Pflicht, ihre Arbeitsunfähigkeit nicht zu verheimlichen und ihre Genesung nicht zu gefährden. Sie sollten ihre Krankmeldung korrekt ausfüllen und ihre:n Arbeitgeber:in über ihre Genesung informieren. Es ist auch ratsam, vorher eine Kontaktaufnahme zum Arbeitgebenden zu haben, wenn der:die Arbeitnehmer:in trotz Krankmeldung wieder arbeiten möchte. Dies stellt sicher, dass alle Formalitäten eingehalten werden und Missverständnisse vermieden werden. Eine offene Kommunikation hilft dabei, das Vertrauen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu stärken und die Rückkehr zur Arbeit reibungslos zu gestalten.

FAQ

Was passiert mit den Stunden, die trotz Krankschreibung gearbeitet werden?

Das sollte immer vorab zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden geklärt werden. Es empfiehlt sich, die gearbeiteten Stunden nach dem Krankenstand als Arbeitsstunden gutzuschreiben. Allerdings bewegen wir uns hier in einer Grauzone, da eine Teilzeit-Arbeitsunfähigkeit in Deutschland zwar immer wieder diskutiert wird, das Gesetz eine solche aber noch nicht vorsieht. Wer arbeitsunfähig ist, sollte daher auch nicht arbeiten.

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Was dürfen Mitarbeitende nicht tun, wenn sie krankgeschrieben sind?

Mitarbeitende müssen alles vermeiden, was ihre Genesung verlangsamt oder aufhält. Sie sind also verpflichtet, alles zu tun, um möglichst rasch wieder arbeitsfähig zu sein.

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Müssen sich krankgeschriebene Mitarbeitende in der Arztpraxis „gesundschreiben“ lassen?

Nein. Die Praxis sollte jedoch das tatsächliche Ende der Arbeitsunfähigkeit kennen, um es ins System eintragen zu können.

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Verweise

Hinweis: Hierbei handelt es sich um unverbindliche Informationen. Die Autorinnen und Autoren übernehmen keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen, welche auch keine individuelle Rechtsberatung darstellen.
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